Ravenna

Ravenna

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Ra|vẹn|na:
Stadt in Italien.

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Ravẹnna,
 
1) Hauptstadt der Provinz Ravenna, Emilia-Romagna, Italien, 137 000 Einwohner. Die ursprünglich an der Adria gelegene Stadt mit ihrem Hafen ist heute, durch Anlandungen im Podelta, 7 km von der Küste entfernt und durch den Canale Candiano mit dem Hafen (Porto Corsini) und dem Seebad Marina di Ravenna verbunden; Erzbischofssitz; Museen, Kunstakademie, Bibliothek. Die Wirtschaft entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg lebhaft. Ravenna erhielt einen modernen Hafen (v. a. Rohölimporte); Wärmekraftwerk, Erdölraffinerie, Herstellung von synthetischen Gummi, Düngemitteln, Kunststoffprodukten, ferner Zement-, Schuh-, Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie; bedeutender Fremdenverkehr. - Ravenna ist noch stärker als Venedig durch ansteigendes brackiges Grundwasser und Überflutung von Landflächen durch Meerwasser gefährdet; Landsenkung in 100 Jahren um etwa 80 cm. Als Ursachen gelten Sackung der Sedimente, hohe Grundwasserentnahme für die Industrie, Belastung des Untergrundes durch die zur Landgewinnung aufgeschwemmten Sedimente und durch Gebäudemassen. Dazu kommt der allgemeine (eustatische) Meeresspiegelanstieg.
 
 
Aus seiner Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert ist Ravenna reich an Bauten und Mosaiken der frühchristlich-byzantinischen Kunst (UNESCO-Weltkulturerbe). Im 2. Viertel des 5. Jahrhunderts wurde das so genannte Mausoleum der Galla Placidia errichtet (ehemalig ein Anbau an die Vorhalle der nicht erhaltenen kreuzförmigen Kirche Santa Croce), ein kleiner schlichter Backsteinbau über griechischem Kreuz, im Innern mit farbig leuchtenden Mosaiken auf allen Gewölbezonen. Etwas später entstand das Kuppelmosaik des Dombaptisteriums (Baptisterium der Orthodoxen; Ende 5. Jahrhundert) sowie das Kuppelmosaik des Baptisteriums der Arianer (493-526). Anfang des 6. Jahrhunderts ließ Theoderich der Große die Kirche Sant'Apollinare Nuovo erbauen, einen dreischiffigen Backsteinbau mit rundem Campanile (11. Jahrhundert); die Mosaiken an den Langschiffen, in drei Zonen gegliedert, stellen eine Prozession von Märtyrern und Jungfrauen, darüber Propheten und Heilige und im obersten Streifen das Leben Christi dar. Am Nordrand der Stadt das Grabmal Theoderichs des Großen, ein Bau aus Muschelkalkquadern (größter Durchmesser und Höhe 14,10 m) mit zehneckigem Sockel, Obergeschoss und monolithische Kuppel.
 
Die Kirche San Vitale, 527 begonnen, 547 geweiht, ist ein komplizierter Umgangszentralbau aus Backsteinen mit glanzvollem Inneren: Acht innere Pfeiler tragen Bogen, die sich zu doppelgeschossigen Umgängen öffnen; Marmorsäulen tragen zum Teil durchbrochen gearbeitete Kapitelle; der reiche Mosaikschmuck gibt u. a. Szenen aus dem Alten Testament sowie Kaiser Justinian und Kaiserin Theodora mit Gefolge wieder. 5 km südlich der Stadt liegt die Kirche Sant'Apollinare in Classe (549 geweiht), eine dreischiffige Basilika mit rundem Campanile (Ende 10. Jahrhundert); im Innern gut erhaltene Mosaiken der Apsis und des Triumphbogens und frühchristliche Sarkophage (v. a. Zwölf-Apostel- und Theodorus-Sarkophag). Im Erzbischöflichen Museum die Erzbischöfliche Kapelle (Oratorio Sant'Andrea) mit der Cathedra (mit Elfenbeinreliefs des 6. Jahrhunderts) des Erzbischofs Maximian. Der ursprüngliche Bau des Doms, eine fünfschiffige Basilika, geht auf Ende 4. Jahrhundert/Anfang 5. Jahrhundert zurück (1733 abgerissen, danach neu gebaut; im Innern Marmorkanzel des Agnellus, ursprünglich 6. Jahrhundert). An der Kirche San Francesco Erinnerungskapelle (1780) mit Grabmal Dantes. Im Nationalmuseum reiche Sammlung v. a. frühchristliche und mittelalterliche Kunst (Elfenbeinarbeiten, Ikonen, Fragmente der originalen Farbverglasung von San Vitale und Sant'Apollinare Nuovo).
 
 
Ravenna, wohl eine etruskisch-umbrische Gründung, war seit dem späten 3. Jahrhundert v. Chr. mit Rom verbündet und seit 46 v. Chr. Municipium. Bedeutung gewann es durch seinen von Augustus zum Hauptkriegshafen Roms ausgebauten Hafen Classis, der auch große Werften besaß. Ravennas Blütezeit begann, als es Kaiser Honorius 402 zur Residenz machte. 476 wurde Ravenna Hauptstadt des Reichs Odoakers, 493 Sitz des Ostgotenkönigs Theoderich dem Großen und seiner Nachfolger; 540 durch Belisar besetzt, blieb das Exarchat (Exarch) Ravenna zwei Jahrhunderte lang byzantinischer Vorposten in Italien und Umschlagplatz im Ost-West-Handel; 751 von den Langobarden erobert. Als Ravenna 754 von Pippin III. dem Papst zugesprochen wurde, beanspruchten die Erzbischöfe die weltliche Herrschaft im Exarchat, die sie bis ins 12. Jahrhundert ausübten. Ravennas Abstieg wurde bewirkt durch die Versandung des Hafens, die Unterwerfung der Erzbischöfe unter das Papsttum 1118 und die Kontrolle Venedigs über den Salzhandel seit dem 13. Jahrhundert Nach der Zurückdrängung der Erzbischöfe durch die Kommune stand Ravenna unter der Herrschaft der Familien Traversari und Polentani; diese gewährten 1318 Dante Zuflucht, der 1321 hier starb. 1441-1509 gehörte Ravenna zu Venedig, dann bis 1860 zum Kirchenstaat.
 
 
F. W. Deichmann: R., Hauptstadt des spätantiken Abendlandes, 5 Tle. (1969-76).
 
 2) Provinz in der Region Emilia-Romagna, Italien, 1 859 km2, 350 200 Einwohner.
 

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Ra|vẹn|na: Stadt in Italien.

Universal-Lexikon. 2012.

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